Zu spät

[kunstmalerdon]

Warum?

Ich war Dein Mann, Du warst meine Frau,
wir waren glücklich, das weiß ich genau,
und doch gab es etwas in unserem Leben,
das konnte ich Dir vermutlich nicht geben.
Du gingst fort von mir-

Du bist nicht mehr hier-
Um mir Antwort auf meine Frage zu geben
Warum haben wir nicht miteinander gesprochen ?
Warum nicht die Mauern des Alltags durchbrochen?
Warum?

Ich habe Dich geliebt, wollte nur Dein Glück,
doch blicke ich heut auf die Zeiten zurück,
weiß ich, dass ich Dich hätte fragen sollen.
Es reicht nicht, das Glück eines andren zu wollen.
Die Freiheit von mir-
Die schenkte ich Dir,
Und hoffte zugleich Du wirst sie nicht nehmen wollen.
Warum haben wir nicht miteinander gesprochen?
Warum nicht die Mauern des Alltags gebrochen?
Warum?

Jetzt bin ich allein und habe viel Zeit
Und bin zugleich leer und voll Traurigkeit
Und manchmal wünsch ich Dir, dass Du glücklich wirst
Und hoffe zugleich, dass Du Dich irrst,
Denn ein Stück von Dir
Trag ich noch in mir
Und ich hoffe, dass Du dieses Stück manchmal spürst.
Warum sollen wir jetzt nicht miteinander sprechen?
Warum nicht die Mauern des Alltags durchbrechen?
Zu spät!                                                                              Don 82

[krabbi]

    

ein wundervoll wahres gedicht ist das  -- und berührt mich sehr

[Florida]

Ich habe gesprochen oft, viele Mal
doch dein Ohr war zu, das war meine Qual.
Du sagtest, ich seh alles zu verbissen,
soll locker werden, es sei drauf geschi...
So oft weinte ich mich in den Schlaf
doch dir gegenüber zeigt`ich mich brav,
meinte selbst im Irrtum zu sein,
als bald der nächste flog herein.
Und wieder winktest du ab
als ich meine Not angab
dich für die Ursache hielt,
der mir meine Freude stiehlt.
Bliebst du sachlich, war ich emotional.
Gespräche wie im Jammertal
in denen ging es nur ums Siegen,
um den andren zu verbiegen.
Doch hatt ich in dir immer ein Stück gefunden,
das ich so liebte, vor unsren Stunden,
als das dann als Letztes brach -
dies, meiner Liebe`festes Dach.

Die Verzweiflung ließ mich urplötzlich gehen,
auch konnte ich sie in Deinen Augen sehen
und Deine Traurigkeit, die mein Herz zerriß.
Du ahnst nicht, wie ich Dich vermiß!
Doch der Traum denkt an gute Stunden,
schlechte sind im Abgrund verschwunden
und lauern auf Wiederkehr.
Deshalb gibts keine Möglichkeit mehr
als das Gute zu verwalten
und Schlechtes nicht festzuhalten.

Und ja, ich hab ein neues Glück gefunden.
Was uns bleibt:einmalig glückliche Stunden,
wenn auch liegen sie Meilenweit.
Wir waren zu jung, in dieser Zeit.

[kunstmalerdon]

Was lese ich heute alles für   e h r l i c h e  Kostbarkeiten. Und ich kann das genau nachempfinden, wenngleich ich das etwas früher als Du erlebt habe. Aber darüber jetzt noch einmal aus der Distanz nachzuempfinden, das ist auch etwas wert. Wenn gleich die Wunde nicht mehr blutet.

[Ugge]

Zwei Gedichte, die einem ans Herz gehen....
Vielen Dank!

[Florida]

Gut Don, daß du das noch mal öffentlich heraushebst: Nicht du persönlich bist gemeint, nein deine Zeilen habe ich aus weiblicher Sicht "vollendet", "rund gemacht".
Mich sprach dieses Leid des Zurückgelassenen an.
Ich hatte zusammen mit den Kindern ihren Vater zurück gelassen.
Und nur die Auseinandersetzung des Einen mit dem Anderen (also in deinen und meinen Zeilen) erlauben in sich gesehen ein gewisses Verständnis einer logischen Konsequenz im Leid.
Dies ist kein Gedicht an sich, ich wollte nur (meinem Ex) antworten.

[Gretchen1943]

Liebeslied für eine Rose,
geschrieben für einen verlorenen Geliebten.

Rosenträume und Sternenreisen,
eine Ewigkeit ist das her -
längst vergangene Zeit.

Geblieben ist die Sehnsucht,
Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit.

Gartenträume und Sommergedanken,
das war erst gestern -
der Tod ist erbarmungslos.

Geblieben ist die Sehnsucht,
Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit.

Rosenblüten und Lebensträume,
ich habe sie welken sehen -
es war keine verlorene Zeit.

Geblieben ist die Erinnerung,
die Sehnsucht nach einer verlorenen Rose.

(Oktober 2003, Gretchen1943)

[Gretchen1943]

Für Alexander
* Sie haben mich angerufen und mich geweckt.
Nein, nicht aus einem nächtlichen Schlaf.
Mein Schlaf war tiefer,
bestand aus Trauer, Wehmut, Erinnerung,
aus vielen Tagen ungelebten Lebens,
aus Tränen.
* Sie haben mich angerufen und mich gefragt,
nein, nicht, ob ich mit ihnen ausgehen will.
"Wie geht es Ihnen", fragten Sie
und auch nach meinen Tränen.
Ich konnte Ihnen meine Seele öffnen.
Sie hörten mir zu.
* Sie haben mich angerufen und mich berührt.
Nein, nicht meinen gezeichneten Körper.
Sie berührten mich mit Ihren Worten
und Ihrer Anteilnahme.
Sie warfen einen Blick in mein Leben,
das tat mir gut.
* Sie haben mich angerufen und mir gesagt,
nein, nichts von großartiger Bedeutung:
"Hier ist Alexander."
Sie wollten einfach nur meine Stimme hören
und mir sagen:"Ich habe eben an Sie gedacht."
Nun kann ich lächeln.

(Dezember 2003, Gretchen1943)

[Ugge]

Das ist sehr, sehr schön - vor allem das zweite. Da musste ich doch glatt ein Tränlein zerdrücken....

[Gretchen1943]

Danke, Ugge, diese damalige Bekanntschaft hat mir tatsächlich sehr geholfen, den Tod meines Mannes zu verarbeiten. Solche Menschen, die wirklich nur helfen wollten, und meine Schreiberei (Gedichte und Geschichten) waren es, die mir außer meinem Sohn die Freude am Leben erhalten haben.

[Emirades]

Mal aus einer ganz anderen Perspektive:

Der beste Platz auf dem Friedhof

Geboren am: 02.09.1919 – war das ein Tag der Freude?
Nein, nur ein ganz gewöhnlicher Tag!
Gestorben am: 16.10.2004 – war das ein Tag der Trauer?
Nein, es war ein Tag wie jeder andere!

Hier liegen sie nun. Mensch an Mensch, Grab an Grab.
Alles vereint: Dicke, Dünne, Große, Kleine, Reiche und Arme...
Alle haben den Weg gefunden, um hier auszuruhen!

So manche Träne tränkte den Boden – vergeblich,
so manche Rose liegt auf einem Grab – verblüht.
Ach wäret ihr nur geweint worden, als ich noch lebte –
und wäret ihr geschenkt worden, als ich noch unter euch weilte –
Wie groß wäre meine Freude gewesen –
und mein Herz voller Dankbarkeit für eure Liebe.

Warum schenkt ihr jetzt, wo ich nichts mehr empfinde,
wo Augen nichts sehen und Hände nichts spüren,
wo kein Duft in die Nase steigt und kein Kuss euch berühren kann –
so vergeblich das Gefühl –
keine Nähe, nur Erinnerung –
blaß und kalt.

Wozu habt ihr mir einen Platz bereitet,
der der beste auf dem ganzen Friedhof ist?
Der schöne Stein, der doch nur kalte, schnöde Erde umarmt?
Mein Name in Gold und doch nichts als glanzlose Verlorenheit.
Plastikblumen, die trotzig gegen Sonne und Regen aufbegehren -
und doch vom Wild zerstoben, unbeachtlich sind.
Ein ewiges Licht - Wie traurig schnell es doch verlischt.

Habt ihr nichts Besseres zu tun, als zu verschwenden?
Wo doch nur euer Andenken nach Ausdruck sucht.
Versäumte Zeit kann niemand mir noch schenken.
und diese Eitelkeit in all der Trauer – viel zu viel.

Der beste Platz auf diesem Friedhof
ist doch nur der, der ohne Glanz und Pracht bescheiden lehrt:
Der Tod ist allen stets gewiss.

[krabbi]

Liebeslied für eine Rose,
geschrieben für einen verlorenen Geliebten.

Für Alexander

sehr berührend und schön, wie du deine gedanken und gefühle beschreibst.   

ja, manchmal bewirken kleine gesten oder wenige worte viel mehr ..... und helfen wesentlich intensiver und inniger.  ♥

.......................

Mal aus einer ganz anderen Perspektive:

Der beste Platz auf dem Friedhof

das ist ein tolles gedicht ..... und so absolut zutreffend! 
genauso verstehe ich das 'leben'.    -- nach dem ende ist nichts mehr gut zu machen.
ich möchte auf keinen friedhof, sondern einfach nur in den herzen meiner liebsten bleiben.

[Gretchen1943]

Krabbi, das wirst Du auch bestimmt schaffen, wenn Du schon jetzt so lebst. Für mich war/ist immer wichtig, viel Zeit mit denen zu verbringen, die ich liebte/liebe. Was wir uns jetzt geben, erleben wir bewusst und mit viel Freude - danach reicht mir der Platz auf der grünen Wiese.